Für viele Einzelhändler*innen ist das eigene stationäre Ladengeschäft ein langfristiger Traum. Nachdem du ein Online-Geschäft aufgebaut oder auf Pop-up-Märkten verkauft hast, wünschst du dir vielleicht einen schönen Raum ganz für dich allein, eine lebendige Community und die Chance, vollständig unabhängig zu sein. Es ist ein aufregender Schritt für jede*n Einzelhändler*in, aber bevor du ihn gehst und ein Ladengeschäft kaufst, gibt es wichtige logistische und finanzielle Aspekte zu berücksichtigen, die zum Teil strapaziös erscheinen können.
Es lohnt sich zu klären, ob der Kauf wirklich der richtige Schritt ist oder ob das Mieten für den Moment die bessere Option sein könnte. Du solltest dir genau überlegen, was für dich als Geschäftsinhaber*in jetzt zählt: Wie viel kannst du investieren, um ein Ladengeschäft zu kaufen, und wie sehr bist du bereit, dich langfristig an dein Geschäft zu binden? Möchtest du die vollständige Kontrolle über deinen Raum haben? Fühlst du dich wohl dabei, mit einem*einer Vermieter*in zusammenzuarbeiten? Bist du bereit, dich um Sanitärprobleme und andere unerwartete Herausforderungen zu kümmern?
Sobald du dein Ziel klar vor Augen hast, stellt sich die Frage: Wie beginnst du tatsächlich den Weg zum Eigentum? Dieser Artikel hilft dir dabei, diese Frage zu beantworten, und skizziert die einzelnen Schritte zum Kauf deines Traumladens.
Die Vorteile einer Gewerbeimmobilie als dein Eigentum
Auch wenn Eigentum wie ein großer Schritt erscheinen mag, bringt er eine Reihe von Vorteilen mit sich: Du kannst etwa deinen Raum vollständig nach deinen Vorstellungen gestalten oder hast die Sicherheit, dass ihn dir niemand wegnehmen kann. Wenn du ein Ladengeschäft kaufst, kannst du enormes Potenzial für dein Unternehmen freisetzen.
Stabilität
Wenn du mietest, kann dein*e Vermieter*in entscheiden, deinen Mietvertrag nicht zu verlängern, kann das Gebäude an eine*n neue*n Eigentümer*in verkaufen, der*die den Raum für Eigenbedarf beansprucht oder sogar abreißt. Eigentum hingegen bietet dir die volle Kontrolle über deine Immobilie. Mit dem Wissen, dass dein Raum dir gehört, solange du möchtest, kannst du dich wirklich niederlassen und langfristige Pläne für die Zukunft deines Geschäfts schmieden.
Gestaltungsmöglichkeiten
Gehört der Raum dir, kannst du ihn nach Belieben verändern. Möchtest du Teakholz-Wandverkleidungen in deinem Möbelgeschäft im Mid-Century-Modern-Stil anbringen? Kein Problem. Braucht dein Katzen-Café eine komplexe Konstruktion von Kletter- und Kratzbäumen? Bau so viele auf, wie du möchtest. Willst du eine Selfie-Wand in deinen Markenfarben malen? Nur zu! Wenn du deinen eigenen Raum besitzt, musst du niemanden um Erlaubnis bitten, um zu renovieren oder umzubauen.
Vorhersehbare monatliche Kosten
Auch wenn Zinssätze und Grundsteuern im Laufe der Zeit schwanken können, sind deine laufenden monatlichen Kosten beim Kauf wesentlich vorhersehbarer. Bit du Mieter*in, dann kann dein*e Vermieter*in die Miete jedes Mal erhöhen, wenn dein Mietvertrag ausläuft, was die Planung unsicherer macht.
Eigenkapital aufbauen
Deine monatlichen Hypothekenzahlungen sinken im Laufe der Zeit, während du deine Schulden abzahlst. Schließlich könntest du dein Gebäude vollständig abbezahlen. Dadurch kannst du Eigenkapital aufbauen. Außerdem kann dein Gesamtinvestment wachsen, wenn der Immobilienwert steigt. Diese Wertsteigerung könnte dir einen Gewinn bringen, wenn du eines Tages verkaufst oder dein Geschäft erweitern möchtest.
Die folgende Übersicht kann dir helfen, die richtigen Fragen zu stellen und deine Optionen zu vergleichen:
Mieten | Kaufen | |
Zu erfüllende Bedingungen | Bonitätsprüfung, Geschäftsplan, Zustimmung durch Vermieter*in | Bonitätsprüfung, Geschäftsplan, Zustimmung der Bank bzw. eines anderen Finanzinstituts |
Vorabkosten | Üblicherweise ein bis drei Monatsmieten | 15 % bis 50 % des gesamten Kaufpreises der Immobilie |
Laufende Kosten | Miete, Nebenkosten | Hypothekenzahlung, Nebenkosten, Grundsteuern und Instandhaltung |
Verfügbare Steuervorteile | Mietzahlungen | Zinszahlungen, Grundsteuern, Abschreibungen |
Genehmigungen | Vermieter*in kann bestimmte Genehmigungen übernehmen | Eigentümer*in ist für alle Genehmigungen verantwortlich |
Dauerhaftigkeit | Vermieter*in könnte entscheiden, den Mietvertrag nicht zu verlängern | Gebäude bleibt im Besitz von Eigentümer*in, solange Zahlungen geleistet werden |
Exit-Strategie | Mietvertrag muss auslaufen (oder gebrochen werden), um umzuziehen oder das Geschäft zu schließen | Gebäude muss verkauft oder vermietet werden (oder leer stehen), um umzuziehen oder das Geschäft zu schließen |
Wie finanzierst du den Kauf deines Ladengeschäfts?
Einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg, ein Ladengeschäft dein Eigentum zu nennen, ist die Sicherung der Finanzierung für dein neues Unternehmen. Sofern du nicht Zugang zu großen Kapitalbeträgen hast, bedeutet das wahrscheinlich, einen Kredit aufzunehmen.
Es gibt verschiedene Ansätze:
Traditionelle Kreditangebote
Eine gewerbliche Hypothek von einer Bank oder einer Kreditgenossenschaft bietet mehrere Vorteile. Diese Institute bieten oft wettbewerbsfähige Zinssätze, längere Rückzahlungsfristen und die Stabilität eines vertrauenswürdigen Finanzpartners.
Staatliche Kreditangebote
Von der Regierung unterstützte Programme, wie zum Beispiel die KfW in Deutschland, können großartige Optionen für den Kauf einer Gewerbeimmobilie sein. Sie bieten eine zugängliche Finanzierung mit günstigen Konditionen, niedrigeren Anzahlungsanforderungen und erhöhter Flexibilität.
Optionen wie jene im Rahmen des ERP-Programms der KfW können eine attraktive Finanzierung mit vorteilhaften Konditionen bieten. Solche Programme sind darauf ausgelegt, kleinen Unternehmen bei der Kreditaufnahme durch staatliche Unterstützung zu helfen und sicherzustellen, dass sie die notwendige Unterstützung erhalten, um erfolgreich zu sein.
Private Kreditangebote
Private Kreditgeber sind nicht-institutionelle Partner für die Finanzierung von Gewerbeimmobilien. Sie sind flexibler, genehmigen Anträge schneller und unterstützen unkonventionelle Projekte. Allerdings fordern diese Kreditgeber oft höhere Hypothekenzinsen und verlangen größere Anzahlungen.
Verkäuferfinanzierung
Bei der Verkäuferfinanzierung agiert der*die Immobilienverkäufer*in auch als Kreditgeber*in, wobei der*die Käufer*in die Zahlungen direkt an den*die Verkäufer*in leistet, anstatt eine traditionelle Hypothek aufzunehmen. Die Vorteile umfassen flexible Konditionen, potenziell niedrigere Anzahlungsanforderungen und einen vereinfachten Prozess. Außerdem wird die Zusammenarbeit zwischen ehemaligen und neuen Eigentümer*innen gefördert, was zum Erfolg des neuen Unternehmens beitragen kann.
Für die Finanzierung benötigte Dokumente
Egal, für welche Finanzierungsquellen du dich interessierst, du musst bei allen nachweisen können, dass dein Unternehmen eine lohnende Investition ist. Zwar können die spezifischen Anforderungen zwischen den Kreditarten variieren, aber die folgenden Dokumente solltest du in jedem Fall vorbereiten:
Geschäftsplan
Ein gut ausgearbeiteter Geschäftsplan ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben wie Genehmigungen oder Steuererklärungen, aber er ist eine wichtige Roadmap, die das Potenzial deines Unternehmens mit soliden Fakten untermauert. Er ist wichtig für fundierte Entscheidungen und erfolgreiche Finanzierungsbemühungen. Leg darin deine Geschäftsziele, Finanzprognosen, Marktanalysen und Erfolgsstrategien dar. Leg eine Zusammenfassung, eine Unternehmensbeschreibung, Unterlagen zur Marktforschung, Organisationsstruktur, Details zu Produkten oder Dienstleistungen, Marketing- und Verkaufsstrategien, Finanzierungsanforderungen und Finanzprognosen bei.
Finanzberichte
Aktuelle Gewinn- und Verlustrechnungen, Bilanzen und Cashflow-Rechnungen geben Kreditgebern Einblick in deine finanzielle Situation und ermöglichen es ihnen, deine Fähigkeit zur Schuldenbewältigung und Einnahmenerzielung zu bewerten.
Bonitätshistorie
Persönliche und geschäftliche Bonitätshistorien sind wichtig, um das Risiko einer Investition in dein Unternehmen abzuschätzen. Eine solide Bonität steigert deine Vertrauenswürdigkeit und erhöht deine Chancen auf eine Kreditzusage.
Immobilieninformationen
Die meisten Kreditgeber möchten detaillierte Informationen über die Gewerbeimmobilie, wie Standort und Größe. Eine professionelle Immobilienbewertung sollte ebenfalls enthalten sein. Dies liefert eine objektive Schätzung des Wertes, was den Kreditgebern hilft, den Darlehensbetrag basierend auf dem aktuellen Marktwert der Immobilie zu bestimmen.
Steuererklärungen
Persönliche und geschäftliche Steuererklärungen der letzten Jahre liefern Informationen über deine finanzielle Historie und ermöglichen es Kreditgebern, deine Einkommensstabilität und Steuerverpflichtungen zu bewerten.
Schritte, um ein Ladengeschäft zu kaufen
Die Finanzierung ist entscheidend, aber es gibt weitere wichtige Aufgaben auf deinem Weg zum eigenen Laden:
1. Erstell einen Zeitplan
In einem Zeitplan für die Arbeitsschritte erfasst du alle wichtigen Daten in deinem Kaufprozess, von Anfang bis Ende. Du planst deine voraussichtliche Zeit für Recherche und Genehmigungen bis hin zu deinem Abschlusstermin. Ein solcher Zeitplan hält alles organisiert, reduziert unerwartete Probleme und dient als strategische Roadmap.
2. Stell ein Team zusammen
Ein kompetentes Team ist entscheidend beim Kauf eines Ladengeschäfts. Ein*e erfahrene*r Immobilienmakler*in hilft bei der Objektauswahl, während ein*e Buchhalter*in die finanziellen Auswirkungen bewertet. Ein*e Anwalt*Anwältin sorgt dafür, dass alle rechtlichen Aspekte einwandfrei sind, ein*e Bauunternehmer*in bewertet den Zustand der Immobilie, und ein*e Gutachter*in identifiziert potenzielle Probleme. Dieses Team hilft dir, den Kaufprozess zu straffen, Risiken zu mindern und bringt Expertise in ihren jeweiligen Bereichen ein.
3. Recherchiere den Standort
Zu den größten Entscheidungen gehört die Wahl des Standorts für dein Ladengeschäft. Du solltest potenzielle Standorte gründlich recherchieren. Schau auf die Menge vorbeilaufender Fußgänger*innen, die Erreichbarkeit und stell eine Prognose auf, ob die Attraktivität des Standorts eher steigen oder sinken wird. Unterteil die Unternehmen in der Umgebung in mögliche Partner und Konkurrenten und prüf, ob deine Zielgruppe sich in der näheren Umgebung aufhält.
4. Informier dich über das Gebäude
Neben der Umgebung solltest du auch die Geschichte des Gebäudes erkunden, in dem du das Ladengeschäft kaufen möchtest. Informier dich über die Zonierung des Gebäudes und welche Genehmigungen in der Vergangenheit erteilt oder abgelehnt wurden. Wie steht die Community aus der Umgebung zu dem Gebäude? Wird dein Geschäft eine neue Dienstleistung in die Gegend bringen oder eine bestehende ersetzen? Dies beeinflusst, wie potenzielle Kund*innen aus dem Umfeld dein Vorhaben wahrnehmen.
5. Hol dir deine Genehmigungen
Um legal zu arbeiten, musst du die erforderlichen Lizenzen von den lokalen Behörden erhalten, das heißt, du musst diese entsprechend beantragen. Dieser Prozess dient dazu, dass Zonierungs- und Bauvorschriften sowie andere rechtliche Anforderungen eingehalten werden.
Fang direkt mit den Genehmigungen für die Renovierungen an, die du in deinem neuen Laden durchführen möchtest. Mit gründlicher Vorbereitung in dieser Phase gewährleistest du einen rechtssicheren und reibungslosen Betrieb in deinem neu erworbenen Ladengeschäft.
All diese Informationen unterstützen dich auf deinem Weg zum Besitz eines Ladengeschäfts. Durch sorgfältige Planung und ein verlässliches Team bist du deinem Ziel einen großen Schritt näher.
Bist du neu im Einzelhandel? Erfahre mehr über Open with Faire und wie du dich bewerben kannst, um bis zu 20.000 € mit 60–Tage-Zahlungsziel zum Einkauf von Produkten für deinen neuen Laden zu erhalten.