Dass Unternehmerinnen insgesamt mit einer Vielzahl von Hindernissen konfrontiert sind, die über das hinausgehen, was ihre männlichen Kollegen erleben, ist kein Geheimnis. Eine neue Umfrage von YouGov im Auftrag Faire beleuchtet die spezifischen Schwierigkeiten, mit denen Frauen bei der Gründung und Führung von Unternehmen konfrontiert sind. Dafür wurden über 100 Geschäftsinhaberinnen zu ihren Erfahrungen befragt. Das Ergebnis: Finanzielle Risiken sind zwar insgesamt die schwierigste Hürde für Unternehmerinnen, jedoch sehen sie die Vereinbarkeit von Care-Arbeit in der Familie und dem Job als größten Nachteil gegenüber männlichen Unternehmern. Große Potenziale, diese Probleme mithilfe digitaler Tools zu lösen, bleiben jedoch noch ungenutzt.
Digitale Partner stärken Gründerinnen den Rücken
Als insgesamt größte Hürde bei der Gründung eines Unternehmens gaben die Befragten finanzielle Risiken (38 Prozent) an, gefolgt von komplizierter Bürokratie (32 Prozent) und der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie (25 Prozent).
Diese Erfahrung teilt auch Nina Bott. Der TV-Star führt seit Mai einen eigenen Online-Shop, ihr drittes Projekt als Unternehmerin. Bei “Easy-Peasy by Nina Bott” finden Fans und Kochbegeisterte neben Ninas Kochbüchern schöne und nützliche Küchenutensilien für sich und ihre Kinder sowie weitere Produkte, die das Leben schöner und einfacher machen. Ein weiteres Projekt, das die Vierfachmama neben Schauspiel- und Moderationsjobs und ihren Buchprojekten unter einen Hut bringt.
Als frischgebackene Shop-Besitzerin kann sie die Sorge vor dem finanziellen Risiko gut verstehen. “Im Einzelhandel stellen Ladenhüter das größte Risiko dar. Auch ich habe mich beim Einkauf gefragt: Sind das die besten Produkte für meine Community? Hier war ein Partner, der dieses Risiko für mich klein hält, entscheidend für meine Shop-Eröffnung,” erinnert sich Nina. Faire.com ermöglicht das mit kostenlosen Rücksendungen und einem 60-Tage-Zahlungsziel. “Sollte sich eine Marke gar nicht verkaufen, kann ich die erste Bestellung kostenlos zurücksenden. So kann ich risikoarm testen, welche Artikel für mich und meinen Shop funktionieren.” Die Möglichkeit, auch mobil und zu jeder Zeit auf der Plattform einkaufen zu können, ist ebenfalls ein großer Vorteil. “In meinem vollen Familienalltag wäre es schwierig, die Abstimmung mit Marken per Telefon und Mail während ihrer Geschäftszeiten abzuwickeln. Stattdessen kann ich auch über die Plattform Produkte bestellen, wenn die Kinder schon im Bett oder ich gerade nur ein paar Minuten Zeit habe.
Female Empowerment ist der lange Weg zum Ziel
Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmerinnen waren sich außerdem einig, dass Frauen bei der Gründung eines eigenen Unternehmens insgesamt mehr Hindernisse überwinden müssen als Männer. Vor allem bei der Vereinbarkeit von Job und Care-Arbeit in der Familie (58 Prozent), dem Vertrauen in sich selbst (31 Prozent) und dem Finden von Investor:innen (29 Prozent) sehen sie für Frauen größere Schwierigkeiten.
Ein Ansatz zur Lösung dieser Probleme kann die Zusammenarbeit und gegenseitige Förderung unter Unternehmerinnen sein. Ein Beispiel dafür ist Vivian Wagner, Gründerin und Geschäftsführerin der Marke “by Vivi”, die in ihrem Shop unter anderem Kerzen, Papeterie und Schmuck anbietet.
Auch sie jongliert als Mutter Familie und Geschäft und setzt mit ihrem Label auf “100 Prozent Female Empowerment”. “Um die Hindernisse zu überwinden, die uns als Frauen im Weg stehen, müssen wir uns gegenseitig unterstützen und mitreißen. Mit “by Vivi” war das von Anfang an mein Plan. In unserem Büro und Atelier in München findet man nur Frauen – sei es für die kreative Seite in der Produktion, das Zahlenverständnis in der Buchhaltung oder die Muskeln im Lager. Und wir lassen auch unsere Armbandkarten und Schmuckstücke von alleinerziehenden Müttern aus München binden.”
Mamas kleiner Helfer? Potenzial digitaler Tools noch nicht ausgeschöpft
Jedoch lassen sich nicht alle Hürden mit gegenseitiger Unterstützung oder weiblichen Vorbildern lösen. Netzwerke aufzubauen oder gesellschaftlichen Wandel durch politisches Engagement vorantreiben, sind wie viele weitere Maßnahmen langfristige Projekte. Im Gegensatz dazu kann die Digitalisierung der Geschäftsprozesse mit begrenztem Aufwand für eine schnelle Verbesserung sorgen. Hier besteht noch viel Potenzial. Obwohl sich 64 Prozent der Befragten einfach zu bedienende digitale Tools wünschen, um die Unternehmensgründung und -führung zu erleichtern, haben erst 46 Prozent digitale Anwendungen dafür genutzt. Die Unternehmerinnen gaben an, durch die Digitalisierung ihres Arbeitsalltags vor allem den Umgang mit komplizierten bürokratischen Aufgaben (27 Prozent) effizienter zu gestalten.
Um die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie zu verbessern, was die Unternehmerinnen in der Umfrage als größte Benachteiligung für Frauen in der Geschäftswelt empfanden, nutzen hingegen erst 17 Prozent der Befragten digitale Tools. “Die Digitalisierung wichtiger Geschäftsprozesse kann unglaublich viel Zeit einsparen, die man dann mit der Familie verbringen kann”, sagt Dr. Christina Jagla, Gründerin und Geschäftsführerin von Dr. Jaglas, der Marke für hochprozentige und nicht alkoholische Kräuterspirituosen. “Klassische Ordermessen beispielsweise nehmen viel Zeit in Anspruch. Mit dem Verkauf über Online-Großhandelsplattformen haben wir einen Kanal aufgebaut, über den wir viel effizienter unsere Produkte vertreiben können.”
Christina ist selbst Mutter und weiß, wie wichtig eine Balance zwischen der Care-Arbeit in der Familie und der Arbeit im Job ist – auch für ihr komplett aus Frauen bestehendes Verkaufsteam. “Die Überprüfung von Bestellungen oder der Kontakt zu Händler:innen über Plattformen wie Faire ist auch durch die mobile Nutzung per App viel einfacher und effizienter geworden. Das ermöglicht uns eine freiere Gestaltung unseres Arbeitsalltags, indem wir zum Beispiel Aufgaben auch mal im Wartezimmer von Kinderärzt:innen oder auf der Busfahrt zum Elternabend erledigen können.”